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Ziele und Themenfelder des kommunalen Klimaschutzes auf Quartiersebene

Typ: Artikel

Viele Kommunen nehmen sich der Aufgabe des Klimaschutzes an, indem sie kommunale Klimastrategien entwickeln und entsprechende Zielsetzungen vornehmen, beispielsweise eine Treibhausgasneutralität bis 2030. Große Potentiale auf Quartiersebene bestehen beispielsweise im Verkehrs- und Gebäudesektor.

Laut Öko-Institut können deutsche Kommunen als aktive Verbraucher, Versorger, Planer und Berater in der Summe 101 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenz jährlich einsparen, was eine Reduktion der deutschen Gesamtemissionen um 13 % darstellen würde. 38 dafür notwendige Maßnahmen werden in einer aktuellen Studie des Instituts vorgestellt. Eine nachhaltige kommunale Wärmeplanung und eine umfassende Mobilitätswende sind zwei von mehreren möglichen Ansatzpunkten.

Klimaschutz im Quartier hat als Vorteil, dass hier Veränderungen für die Bewohnerinnen und Bewohner direkt spürbar sind. Die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich oft mit ihrem Quartier identifizieren, lassen sich gut erreichen und mobilisieren. Auch andere Akteure wie Vereine, Unternehmen und Kirchen bieten sich hier als Kooperationspartner an.

Auf Quartiersebene lassen sich u.a. folgende Maßnahmen umsetzen:

  • Energetische Gebäudesanierung und Umstellung auf erneuerbare Energien
  • Sanierung Straßen-/Außenbeleuchtung
  • Ausbau/Neubau Wärmenetze, Umstellung der Netze auf erneuerbare Energien
  • Ausbau Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur
  • Beratung, Motivierung von Anwohnenden

Das Engagement von Immobilieneigentümern kann durch Beratungen und finanzielle Unterstützungen angeregt werden. Ein Beispiel ist die Solaroffensive in Bottrop, bei der der Dreiklang von Aktivierung, Beratung und Förderung den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantrieb. Durch das Erstellen eines Solaratlas und durch kostenlose Energieberatung als Grundlage für eine finanzielle Förderung konnte der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf geeigneten Dächern unterstützt werden. Auch die städtischen Dächer wurden systematisch mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet.

Monitoring von Klimazielen

Ein direktes Monitoring der erzielten Treibhausgaseinsparungen ist oft nicht möglich. Darum bietet sich die Erhebung von alternativen Indikatoren an.

HandlungsfeldBeispielhafte spezifische Indikatoren

Sektor Gebäude:

Energetische Gebäudesanierung, dezentrale erneuerbare Wärmeversorgung, effiziente Neubauten

Sanierungsrate und -tiefe; realisierte Neubaustandards; Förderzahlen von relevanten Bundes-, Landes-, oder kommunalen Förderprogrammen; Anteil fernwärmeversorgter Gebäude (wenn zutreffend); Anteil der Wärmepumpen und anderer erneuerbarer Wärmetechnologien außerhalb der Fernwärmegebiete
Sektor Gebäude:
Treibhausgasneutrale Fernwärme und Fernkälte
THG-Emissionen aus der Fernwärmeerzeugung; Anteil der Fernwärme an der Wärmebereitstellung
Sektor Mobilität:
Stadtplanung, Siedlungsentwicklung
PKW-Dichte; Anzahl Stellplätze; Pkw-Fahrleistung (Zählungen/Verkehrsmengen-Karte); ÖPNV-Betriebsleistung
Sektor Mobilität:
Ausbau und Förderung Radverkehr
Anzahl Radschnellwege; Radwege (km); Anzahl Fahrradabstellplätze

Praxisbeispiel: München Moosach

Das Münchener Quartier Moosach verdeutlicht als Fördergebiet des Städtebauförderprogramms Sozialer Zusammenhalt, wie Klimaschutz ganzheitlich und ambitioniert angegangen werden kann. Moosach soll bis 2035 zum klimaneutralen Stadtquartier umgebaut werden. Dafür sind städtische Strategien wie der "Maßnahmenplan Klimaneutralität München" und "Klimaneutrale Wärme München 2035" sowie eine gute Datenbasis über Wohnungsbestand und Vegetation eine wichtige Grundlage. Im ISEK wurden Klimaziele für das Quartier festgelegt, beispielsweise:

  • Klimaneutralität der städtischen Liegenschaften inklusive der städtischen Gesellschaften bis 2030
  • Mindest-Energiestandard für Neubau Passivhaus bzw. Effizienzhaus 40; Mindest-Energiestandard für Bestand Effizienzhaus 55
  • Erhöhung des regenerativen und Verminderung des fossilen Anteils der Versorgung
  • Anschluss an die Fernwärme und Ausbau von regenerativen Energien
  • Jährlicher Zuwachs der Solarnutzung auf Dachflächen von 5 % aller hierfür geeigneten Dachflächen. Bei Flachdächern bzw. flach geneigten Dächern sind dabei auch (Teil-)Flächen für Dachbegrünung freizuhalten.

Hauseigentümer werden mit kostenlosen energetischen Beratungen inklusive Gebäudeanalyse, Kostenschätzung und Fördermittelberechnung für die notwendigen Sanierungen gewonnen. Zentral ist zudem die Kooperation mit der Münchener Gesellschaft für Stadterneuerung, einer Tochtergesellschaft der GWG München.

Zusätzlich wurde in einem Teilgebiet im Rahmen einer KfW-Förderung eine energetische Bestandsanalyse erstellt, die in ein integriertes Quartierskonzept einfloss. Für dieses Teilgebiet wurde anschließend ein städtebaulich-freiraumplanerischer Planungswettbewerb durchgeführt und eine Strategie für die Weiterentwicklung des Gebiets erarbeitet. Die Rahmenplanung, das ISEK und das Integrierte Quartierskonzept (KfW-Förderprogramm 432) greifen eng ineinander und bilden eine fundierte Grundlage für die Umsetzung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen.