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Das Bild zeigt die Außenfassade eines Straßenzuges in der Innenstadt von Lohne. Quelle:Stadt Lohne

Typ: Praxisbeispiel , Datum: Lebendige Zentren , Datum: 04.03.2022

Leerstandsbelebung durch Aktivierung privaten Engagements in der Innenstadt von Lohne (Oldenburg)

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich Lohne zu einem wichtigen Industriestandort entwickelt. Dennoch hat das historische Stadtzentrum mit einem zunehmenden Bedeutungsverlust zu kämpfen. Die entstandenen Funktionsverluste sollen durch Aufwertungsmaßnahmen im Straßen- und im öffentlichen Raum sowie durch den gebündelten Einsatz der Stadtbauförderungsinstrumente zur Aktivierung des privaten Engagements behoben werden. Dabei werden insbesondere im Leerstandsmanagement innovative Ansätze verfolgt.

Eckdaten

Land

Niedersachsen

Bevölkerung (Gemeinde)

29.226

Gebietsgröße

18,5 Hektar

Bundesfinanzhilfen

290.000 Euro (2020 in Lebendige Zentren)
916.000 Euro (2017-2019 in Aktive Stadt- und Ortsteilzentren)

Gebietstypus

Mischgebiet, Stadtzentrum, nach Baualter gemischte Bebauung

Schwerpunktthemen

  • Öffentlicher Raum
  • Belebung der Innenstadt

Instrumente

  • Verfügungsfonds
  • Zentrenmanagement
  • Leerstandsmanagement
  • Gründerprogramm

Kontext

Die Stadt Lohne ist ein Mittelzentrum mit rund 29.000 Einwohnern im Landkreis Vechta in Niedersachsen. In unmittelbarer Nähe der Stadt befindet sich die Autobahn A1, die für eine gute Anbindung an größere Städte wie Bremen, Oldenburg und Osnabrück sorgt. Davon profitiert auch die Wirtschaft der Stadt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich zahlreiche spezialisierte Industriezweige in der Stadt angesiedelt.

Das Fördergebiet in Lohne umfasst den historischen Stadtkern sowie die angrenzenden Straßenzüge, insbesondere in Richtung Bahnhof. Geprägt wird dieser Bereich von mehrheitlich zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden mit überwiegend kleinteiligem Einzelhandel und Dienstleistungen in der Erdgeschosszone. Die Fußgängerzone rund um die Marktstraße wurde in den 1980er-Jahren mit Unterstützung des Städtebauförderungsprogramms "Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen" errichtet. Durch sich verändernde Rahmenbedingungen, wie den Strukturwandel im Handel, zunehmenden Online-Handel, konkurrierende Handelsstandorte außerhalb des Ortskerns sowie in benachbarten Gemeinden, aber auch fehlende Qualitäten oder Missstände im öffentlichen Raum sowie den Auswirkungen der Corona-Pandemie, hat die Fußgängerzone in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. In der Folge kam es zu Funktionsverlusten im Bereich von Handel und Gewerbe sowie zu Leerständen in innerstädtischen Immobilien. Am Marktplatz wurden das Raumgefüge und die Aufenthaltsqualität stark durch eine Brachfläche beeinträchtigt.

Beschreibung der Gesamtmaßnahme

Um diesem Trend entgegen zu wirken, wurde die Innenstadt von Lohne 2017 in das Städtebauförderungsprogramm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" aufgenommen und das Sanierungsgebiet ausgewiesen. Seit 2020 wird das Fördergebiet im Programm "Lebendige Zentren" gefördert, um die bereits angestoßenen Maßnahmen fortzuführen. Ziel ist es, die Innenstadt von Lohne als Versorgungs- und Wohnstandort zu stärken. Als Grundlage dafür dient das 2013 unter Beteiligung der Bevölkerung entwickelte integrierte Stadtentwicklungskonzept "Lohne 2030". Investive Schlüsselmaßnahmen sind dabei die Qualifizierung und barrierefreie Gestaltung von Wegeverbindungen, um die Anbindung der Innenstadt zu erleichtern. Zu den umfangreichen investiven Projekten in privater Trägerschaft zählt die Errichtung eines neuen Wohn- und Geschäftsgebäudes auf der Brachfläche in städtebaulich bedeutsamer Lage am Markt. Durch diese Maßnahmen wurden zudem Anreize für private Sanierungsmaßnahmen geschaffen, so dass mehrere ortsbildprägende Gebäude durch die Unterstützung mit Städtebauförderungsmitteln saniert werden konnten. Zur Koordinierung der innenstädtischen Prozesse wurde ein mit Mitteln der Städtebauförderung finanziertes Zentrenmanagement initiiert.

Daneben steht in der Innenstadt von Lohne vor allem die Aktivierung des privaten Engagements im Fokus. Ziel dabei ist es, die Innenstadt nicht nur zu sanieren, sondern auch zu beleben und Leerstände zu reduzieren.

Meilensteine

  • 2013 Erarbeitung eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK Lohne 2030)
  • 2017 Aufnahme in das Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren"
  • 2017 Festlegung als Sanierungsgebiets gemäß § 142 BauGB
  • 2018 Einrichtung eines Verfügungsfonds
  • 2019 Einrichtung eines Zentrenmanagements
  • 2020 Aufnahme in das Programm "Lebendige Zentren"
  • 2020-2021 Neubau des Wohn- und Geschäftshauses "Neiet Markthuus" am Marktplatz (privat)
  • 2021 Start des Gründerprogramms "Neue Läden. Neues Leben" (Eigenmittel der Stadt)
  • 2021 Barrierefreie Gestaltung der Küstermeyerstraße

Besondere Aspekte der Quartiersentwicklung

Um eine Belebung der Innenstadt und gleichzeitige Reduzierung von Leerständen zu erreichen, werden Instrumente wie Zentrenmanagement, Leerstandsmanagement und Verfügungsfonds eingesetzt, um so unterschiedliche private Akteure niedrigschwellig anzusprechen und aktiv in die Zentrenentwicklung einzubinden

Im Rahmen des Zentrenmanagements, betreut von einem externen Planungsbüro, wird die Stadt Lohne bei der Erarbeitung von Ideen, Konzepten und Herangehensweisen zur Innenstadtentwicklung sowie der Einbindung und Vernetzung von privaten Akteuren unterstützt. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Beseitigung von Leerständen. Um die Arbeit des Zentrenmanagements langfristig zu verstetigen ist es vorgesehen, die Tätigkeiten des externen Zentrenmanagements fortzuführen und mittelfristig in die Strukturen der Stadt zu integrieren.

Im Jahr 2018 hat die Stadt Lohne einen Verfügungsfonds eingerichtet, um die Bevölkerung in die Gestaltung des öffentlichen Raumes aktiv miteinzubeziehen. So kann jeder Bürger ein Projekt vorschlagen, dass dazu beiträgt das Stadtzentrum von Lohne attraktiver zu gestalten. Beispielsweise wurden zwei temporär errichtete Strandinseln, Sandflächen, auf denen Menschen in Liegestühlen verweilen und Kinder spielen konnten, durch den Verfügungsfonds gefördert. Initiiert wurde das Projekt durch den lokalen Handels- und Gewerbeverein, um die Menschen in die Innenstadt zu locken.

Das Bild zeigt die Außenfassade eines Kleidungsgeschäftes. Das Bild zeigt die Außenfassade eines Kleidungsgeschäftes. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Plan und Praxis Berlin Behobener Leerstand mithilfe des Gründerprogramms in der Innenstadt von Lohne

Auch bei der Beseitigung von Leerständen steht die enge Zusammenarbeit der Stadt mit privaten Akteuren im Mittelpunkt. Dafür wurde in enger Zusammenarbeit der städtischen Wirtschaftsförderung, des lokalen Handels- und Gewerbevereins sowie dem Zentrenmanagement das bestehende Leerstandsmanagement ausgebaut. Zu dessen Aufgaben gehört neben der Unterstützung bei der Vernetzung und Vermittlung von Kontakten zwischen privaten Immobilieneigentümerinnen und -eigentümern auch die Entwicklung von neuen Nutzungen bei Ladenleerständen. Ziel ist die Beseitigung von insbesondere gewerblichen Leerständen im Stadtzentrum und damit einhergehend die Belebung der Innenstadt.

Mit der Innenstadtsanierung wurde das Gründerprogramm "Neue Läden. Neues Leben" als zentraler Bestandteil des Leerstandsmanagements eingerichtet. Das Programm ist zunächst auf zwei Jahre befristet und wird aus Eigenmitteln der Stadt Lohne finanziert. Es soll Interessierte bei der Unternehmensgründung vor Ort unterstützen und gleichzeitig einen Beitrag leisten, den Branchenmix in der Innenstadt zu erhöhen, um auf diesem Wege Leerstände zu beseitigen. Zielgruppen sind unter anderem Händler, Dienstleister, Handwerker und Gastronomen, die sich mit individuellen Geschäftsideen für eine Förderung bewerben können. Pro Jahr gibt es mehrere Bewerbungsrunden, für die insgesamt ein Fördertopf von 100.000 Euro zur Verfügung steht. Am Ende einer jeden Bewerbungsrunde entscheidet eine Jury, welche Gründungskonzepte für die Stadt geeignet sind. Die prämierten Gründerinnen und Gründer bekommen dann eine Anschubfinanzierung von bis zu 10.000 Euro, auf Wunsch einen Paten aus dem Projekt "Kenner für Könner" des Lohner Handels- und Gewerbevereins, eine einjährige kostenfreie Mitgliedschaft in dem Verein sowie Angebote von leerstehenden Ladenlokalen, die sie zu vergünstigten Konditionen anmieten können. Dafür hat die Stadt Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer von leerstehenden Gewerbeflächen im zentralen Versorgungsbereich gesucht, die bereit sind, Ideen aus dem Gründerprogramm – insbesondere im ersten Geschäftsjahr – mit günstigeren Mieten zu unterstützen. Im Vorfeld der Bewerbung bietet die Stadt potenziellen Gründerinnen und Gründern gemeinsam mit der Universität Vechta Schulungen und Beratungen rund um das Thema an.

Lernerfahrungen

Durch den kombinierten Einsatz von investiven Maßnahmen und Instrumenten zur Aktivierung privaten Engagements konnten Erfolge bei der Belebung in der Innenstadt erzielt werden. Insbesondere mit dem Gründerprogramm "Neue Läden. Neues Leben." ist es gelungen, den Fokus auf die Innenstadt als Unternehmensstandort zu lenken und mit der Ansiedlung von innovativen Geschäftsideen Leerstände im Lohner Stadtzentrum zu beleben. Bereits während der ersten Bewerbungsrunde des Gründerprogramms wurde deutlich, dass aufgrund der großen Nachfrage das ursprüngliche Budget von 50.000 Euro nicht ausreichend ist. Daraufhin wurde der Fördertopf auf 100.000 Euro aufgestockt und die Förderrichtlinie entsprechend aktualisiert. Diese Anpassungen boten die Möglichkeit, neben innovativen Gründungsideen weitere Geschäftsgründungen sowie Unternehmensumzüge in die Innenstadt zu fördern.