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Auf dem Bild ist ein Spielplatz zu sehen, der Klettermöglichkeiten anbietet. Quelle:Stadtteilmanagement Werne – Langendreer-Alter Bahnhof (WLAB)

Typ: Praxisbeispiel , Datum: Sozialer Zusammenhalt , Datum: 02.06.2021

Gestaltung von Retentionsräumen in Bochum Werne – Langendreer-Alter Bahnhof

Der überflutungsgefährdete Grünzug am Oleanderweg wurde zu einer naturnahen, bespielbaren Regenrückhaltung umgestaltet. Neben dem Ziel, Überflutungen der tieferliegenden Wohnbereiche bei starken Niederschlägen vorzubeugen, wurde die Aufenthaltsqualität mit Elementen der "Bespielbaren Stadt" und die Wegesituation verbessert. Die begleitenden Freiflächen wurden zu einer Muldenlandschaft modelliert. Die Muldenbereiche des Grünzugs wurden entlang eines Fuß- und Radweges mit naturnahen Spielgeräten und Kunst- sowie Klanginstallationen erlebbar gestaltet. Seit November 2020 sind die Bauarbeiten abgeschlossen und der Grünzug für die Öffentlichkeit freigegeben.

Eckdaten

Land

Nordrhein-Westfalen

Bevölkerung (Gemeinde)

370.700

Gebietsgröße

75 Hektar

Bundesfinanzhilfen

4,841 Millionen Euro

Gebietstypus

Mischgebiet, Stadtrand

Schwerpunktthemen

  • Klimaschutz/-anpassung
  • Grüne Infrastruktur
  • wassersensible Stadtentwicklung
  • bespielbare Stadt

Instrumente

  • Bürgerbeteiligung
  • Mittelbündelung
  • Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept

Kontext

Der wirtschaftliche Strukturwandel begleitet Bochum genauso wie die anderen Städte der Metropole Ruhr. Die hier vorgestellte Maßnahme befindet sich im Programmgebiet der Stadtteile Werne und Langendreer-Alter Bahnhof im Bochumer Osten. Beide Stadtteile gehören seit 2016 zum Programm Sozialer Zusammenhalt (ehem. Soziale Stadt). Der Retentionsraum, ein mit einem Fußweg erschlossener Grünzug, verläuft zwischen dem Friedhof Werne und dem Standort des ehemaligen Opel-Werk III (heute Warenverteilzentrum Opel), das bis in die 1960er Jahre ein Zechengelände war. Das Gefälle des Grünzugs und starke Regenfälle haben oft zu Ausspülungen und gefluteten Kellern bei Anwohnerinnen und Anwohnern geführt. Der vorhandene Entwässerungskanal ist für so große und plötzliche Wassermassen, die durch Starkregenereignisse, die aufgrund des Klimawandels vermehrt auftreten, zu klein. Eine einfache Vergrößerung des Kanals ist allerdings nicht möglich, sodass Retentionsflächen an der Oberfläche erforderlich werden.

Auf dem Foto ist einen Weg neben einer Wiese zu sehen. Die Wiese ist eine Retentionsfläche. Auf dem Foto ist einen Weg neben einer Wiese zu sehen. Die Wiese ist eine Retentionsfläche. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Stadtteilmanagement Werne – Langendreer-Alter Bahnhof (WLAB) Die Wiese neben dem Weg ist eine Retentionsfläche.

Beschreibung der Gesamtmaßnahme

Unter dem Leitbild der wassersensiblen Stadtentwicklung erfolgt in einem wegebegleitenden Grünzug die Schaffung eines bespielbaren Retentionsraumes. Dabei werden die geschaffenen Auffangbereiche des Wassers als multifunktionale Flächen gestaltet. So stehen neben der gesicherten Wasserrückhaltung auch eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Wegeführung auf dem Plan.
Das Relief wird so modelliert, dass systematisch Mulden kaskadenartig aufeinanderfolgen, in denen das Wasser gesammelt werden kann. Zusätzlich wird der Fußweg neu asphaltiert und der Grünzug naturnaher gestaltet. Mittels eines Wettbewerbs wurden wegbegleitende Spiel- und Aufenthaltselemente unter dem Motto "Bruchwald" entwickelt.

Meilensteine

  • seit 2017: Verschiedene Beteiligungen der Bürgerinnen und Bürger (Spaziergang mit Anwohnerinnen und Anwohnern und Akteuren, Diskussionen und Erläuterungen der Entwurfsplanungen)
  • 2019: Beschlussfassung durch die Bezirksvertretung Bochum-Ost
  • 2020: Baubeginn im März, Fertigstellung im November

Gute Praxis

Positiv während des gesamten Projektablaufs ist die breit gefächerte Öffentlichkeitsbeteiligung mit Anwohnerinnen und Anwohnern, beteiligten Planerinnen und Planern, städtischen Vertreterinnen und Vertretern, dem programmbegleitenden Stadtteilmanagement und Politikerinnen und Politikern. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Tiefbauamt, Umwelt- und Grünflächenamt und Stadtplanungsamt.
Da der Grünzug während der sechsmonatigen Bauphase für die Bevölkerung nicht zugänglich war, wurde mittels eines digitalen Bautagebuchs Transparenz geschaffen. Die wegbegleitende Spielkunst, Skulpturen und Klangelemente wurden von einer Künstlerin entworfen, die sich intensiv mit Kunst und Spiel auseinandersetzt.
Das Besondere an der Erneuerung des Grünzugs am Oleanderweg ist die natürlich wirkende Kombination aus Regenwasserbewirtschaftung, Spielen sowie Aufenthalts- und Wohlfühlqualität. Normalerweise sind diese Aspekte im Stadtbild strikt getrennt. Das Sozialer Zusammenhalt-Quartier Werne – Langendreer-Alter Bahnhof hat gezeigt, dass mit dem Leitbild der wassersensiblen Stadtentwicklung Synergieeffekte erzeugt werden können. Das System aus Mulden und Rinnen ist künstlich ausgehoben, wirkt aber naturnah, wofür auch die zusätzliche Bepflanzung sorgt.
Mit Elementen wie dem Klettergespinst als Spielelement wird das Abflusssystem abseits von Starkregenereignissen zum Erlebnisraum für Kinder und Erwachsene. Das Projekt verdeutlicht zusätzlich, wie die Auswirkungen des Klimawandels vorteilhaft für den Menschen in der Stadt genutzt werden können: Der temporär bei Regenereignissen entstehende Bachlauf und die Verdunstungsflächen können mit dem angelegten Wasserpfad erlebt werden; Klettern, Springen und Spielen ist möglich. Fahrradständer und Sitzbänke als fußgängerfreundliche Infrastruktur sind ebenfalls installiert.
Der untere Bereich des Grünzugs ist so konzipiert, dass sich das Wasser dort staut und mittels eines Stegs übergehbar ist. Damit für Kinder keine Gefahr entsteht, wurde ein Ablauf eingebaut, der sich an der normierten Höhe für Kinderspielplätze orientiert.

Auf dem Bild ist ein Steg in einem Multifunktionsraum zu sehen, mit dem bei Starkregenereignissen das Wasser überquert werden kann. Auf dem Bild ist ein Steg in einem Multifunktionsraum zu sehen, mit dem bei Starkregenereignissen das Wasser überquert werden kann. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Stadt Bochum Ein Multifunktionsraum. Mit dem Steg kann das Wasser überquert werden, das sich bei Starkregenereignissen darunter sammelt.

Lernerfahrung

Das Praxisbeispiel zeigt, dass städtebauliche Herausforderungen, die durch den Klimawandel sichtbar werden, auch Gefahrenquellen darstellen und Auswirkungen auf die Lebensqualität im Quartier haben. Die Kombination aus der Stärkung der Qualität des Grünzugs als Aufenthaltsort und der gleichzeitigen Problembehandlung bei Starkregenereignissen hat positive Auswirkungen: Es verdeutlicht den Bewohnerinnen und Bewohnern, dass auch solche oft eher als nachrangig gesehenen Projekte in Abstimmung mit Anwohnenden und interessierten Bürgerinnen und Bürgern angegangen werden.