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Zu sehen ist ein Stadtteilfest in der umgebauten Quartiersmitte. Quelle:Ralf Salecker, unterwegs-in-spandau.de

Typ: Praxisbeispiel , Datum: Wachstum und nachhaltige Erneuerung , Datum: 14.10.2021

Modernisierung einer Großwohnsiedlung Berlin-Spandau Falkenhagener Feld

Das Falkenhagener Feld ist eine Großwohnsiedlung der 1960er Jahre, am westlichen Stadtrand Berlins im Bezirk Spandau. Das gesamte Gebiet wurde im Jahr 2004 in das Programm Stadtumbau West sowie die Teilgebiete Falkenhagener Feld-Ost und Falkenhagener Feld-West im Jahr 2005 in das Programm Soziale Stadt aufgenommen. Ziele des Stadtumbaus sind unter anderem die Flächenaktivierung für mehr Bewegung und Gesundheit beispielsweise für Spiel, Sport, Erholung und Radwegeverbindungen zur Spandauer-Altstadt, die Entwicklung des Stadtteils für das Zusammenleben der Generationen und Kulturen und die Stärkung von Kooperation und bürgerschaftlichem Engagement.Mittlerweile sind die erfolgreichen Projekte für alle Bewohner erlebbar: Die Quartiersmitte Westerwaldstraße und die angelagerten sozialen und kulturellen Einrichtungen wurden neu gestaltet, der Spektepark ist mit vielen Treffpunkten, Sport- und Spielanlagen aufgewertet worden, Schulhöfe und Sportanlagen wurden erneuert. Diese und andere Projekte beeinflussen spürbar das Zusammenleben im Quartier und schaffen neue positive Identifikationsmöglichkeiten für die Bewohner. Um die städtebaulichen Maßnahmen in den nächsten Jahren abschließen zu können, wurde das Falkenhagener Feld in die Programme Wachstum und nachhaltige Erneuerung und Sozialer Zusammenhalt überführt.

Eckdaten

Land

Berlin

Bevölkerung (Gemeinde)

rund 3.770.000

Gebietsgröße

circa 220 Hektar

Bundesfinanzhilfen

circa 14,6 Millionen Euro (2004 - 2020)

Gebietstypus

Großwohnsiedlung

Schwerpunktthemen

  • Öffentlicher Raum
  • Soziale Infrastruktur
  • Wohnen
  • Ausbau der Quartiersmitte
    Grüne Infrastruktur
    Nutzung der Strukturen der sozialen Stadt

Instrumente

  • Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept
  • Vorbereitende Untersuchungen
    Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzepte
    Quartiersbeiräte

Kontext

Das Falkenhagener Feld liegt am westlichen Rand Berlins im Bezirk Spandau, ca. drei Kilometer westlich der Spandauer Altstadt. Ab den 1960er Jahren entstanden hier in mehreren Abschnitten Vier- bis Sechzehngeschosser in offener Bauweise, vorwiegend im sozialen Wohnungsbau. Vereinzelt lockern Einfamilien- und Reihenhausgebiete die Bebauungsstruktur der Großsiedlung auf.

Zu Programmbeginn im Jahr 2004 war das Falkenhagener Feld noch von einer starken Alterungs- und Schrumpfungstendenz geprägt. Zudem deutete sich mit dem Zuzug einkommensschwächerer Bevölkerungsgruppen eine zunehmende Segregation der Bewohnerschaft an. Dem sollte mit einer bedarfsgerechten Anpassung des Wohnungsbestandes und der sozialen Infrastruktur begegnet werden. Seit 2010 sinken die Wohnungsleerstände. Die Bevölkerung im Falkenhagener Feld wird bunter, jünger und wächst wieder. Im Fokus stehen nun ein Ausbau der sozialen Infrastruktur und der Naherholungs- und Freizeitangebote sowie eine Modernisierung des Wohnungsbestandes und -umfeldes.

Maßnahmebeschreibung und -umsetzung

Rechtliche Grundlage des Entwicklungsprozesses ist die 2005 erfolgte förmliche Festlegung dreier Städtebauförderungsgebiete:

  • Das Stadtumbaugebiet Falkenhagener Feld gemäß § 171b BauGB umfasst die Großsiedlungsbestände sowie die B.-Traven-Gemeinschaftsschule inmitten des Einfamilienhausgebietes zwischen Siegener Straße, Bötzowbahn, Spekteweg und Falkenseer Chaussee, welches selber jedoch aus der Förderkulisse ausgeklammert ist.
  • Zwei Soziale-Stadt-Gebiete, Falkenhagener Feld West und Ost, wurden nach § 171e BauGB festgelegt, die allein die eigentlichen Großsiedlungsbestände umfassen.

Die Stadtumbaukulisse wurde 2007 um Teile des angrenzenden Spektegrünzugs erweitert, um Naherholungs- und Freizeitangebote weiter ausbauen und qualifizieren zu können.

Mit vorbereitenden Untersuchungen wurden im Jahr 2005 die wesentlichen Handlungsfelder sowie der Anpassungs- und Qualifizierungsbedarf identifiziert. Potenziale lagen vor allem in den zahlreichen Grünräumen. Dem Stadtumbauprozess liegt ein aus dem zuletzt 2014/2015 aktualisierten ISEK sowie ein aus der Abstimmung mit lokalen Akteuren/-innen und den Fachämtern abgeleiteter Projekt- und Maßnahmenplan zugrunde, den Soziale Stadt-Maßnahmen jeweils ein Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK). Diese IHEKs wurden zuletzt 2018 aktualisiert.

Die baulich-investiven Maßnahmen des Stadtumbaus zielten auf die Aufwertung städtebaulicher Strukturen und die Schaffung neuer Räume für Nachbarschaften, Kommunikation, Freizeit oder Erholung. Dabei wurden die Vernetzungs-, Beteiligungs- und Kommunikationsstrukturen der Sozialen Stadt genutzt (z. B. Quartiersbeiräte) und zielgruppenspezifisch bzw. projektbezogen ergänzt. Die Stadtumbaumaßnahmen erhielten dadurch eine hohe städtebauliche Qualität. So flossen etwa die Wünsche der Bewohnerschaft maßgeblich in die Gestaltung des Spekteparks mit ein. Aufgrund der heterogenen, größtenteils privatwirtschaftlichen Eigentümerstruktur wurde die Modernisierung des Wohnungsbestandes bisher in Teilbereichen umgesetzt.

Zu den noch umzusetzenden Maßnahmen gehören die energetische Sanierung der Siegerland-Grundschule, die Sanierung und Erweiterung der Jeremia-Kita und der Erwerb des Grundstücks der Zufluchtskirche in der Westerwaldstraße 16/18, um hier ein multifunktionales Begegnungszentrum für Stadtteil- und Seniorenarbeit, eine Jugendtheaterwerkstatt und eine Kita zu errichten. Ferner soll zum Abschluss ein Großteil der Wege und Eingangsbereiche im Spektepark ökologisch erneuert und aufgewertet werden.

Meilensteine des Projekts

  • 2004 Aufnahme in das Programm Stadtumbau West
  • 2005 Festlegung der beiden Teilbereiche West und Ost als Soziale-Stadt-Gebiet nach § 171e BauGB, Erarbeitung der VU, Festlegung der gesamten Siedlung als Stadtumbaugebiet nach § 171b BauGB, Aufnahme der beiden Teilbereiche West und Ost in das Programm Soziale Stadt
  • 2007 Beginn der Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie für die Umgestaltung des Spekteparks
  • 2008 Start der baulichen Maßnahmen zum Mehrgenerationenhaus in der Paul-Gerhardt-Gemeinde, Architektenwettbewerb für den Umbau des Klubhauses
  • 2009 Beginn der Aufwertung zweier Schulhöfe an zwei Schulstandorten (Fertigstellung 2011 und 2013)
  • 2010 Zwischenbilanzierung aller Stadtumbau-Gebiete durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit öffentlicher Ausstellung
  • 2010 Aufnahme des Falkenhagener Feldes in die Förderinitiative Aktionsräumeplus
  • 2013 Einweihung der umgebauten Quartiersmitte Westerwaldstraße
  • 2015 Aktualisierung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes (ISEK) des Stadtumbaugebietes Falkenhagener Feld
  • 2017 Beginn der energetischen Sanierung der Siegerland-Grundschule
  • 2018 Abschluss der Neugestaltung des Spekteparks
  • 2019 Einweihung der Kita Am Kiesteich
  • 2019 - 2021 Sanierung und Erweiterung der Kita in der ev. Zufluchts- und Jeremia-Kirche
  • 2020 Überführung in die neuen Programme Wachstum und nachhaltige Erneuerung und Sozialer Zusammenhalt

Besondere Aspekte der Quartiersentwicklung

Zur Konzentration der Stadtentwicklungsaktivitäten wies der Berliner Senat im Juni 2010 fünf großräumige Gebiete als so genannte Aktionsräumeplus - befristet bis 2013 - aus, um auf die Konzentration komplexer Problemlagen und schwacher Entwicklungsindizes zu reagieren. Einer dieser Räume war der Aktionsraumplus Spandau-Mitte, wozu auch das Falkenhagener Feld gehörte. Mittel der Städtebauförderung konnten damit auch in den Räumen zwischen den Förderkulissen eingesetzt werden, beispielsweise zur Qualifizierung von Verbindungsachsen. Die Anbindung des Falkenhagener Feldes an die Spandauer Altstadt über den Spektegrünzug konnte dadurch verbessert werden.

Das Fördergebiet Falkenhagener Feld hat in der Vergangenheit besonders von der Mittelbündelung aus den Programmen Stadtumbau und Soziale Stadt profitiert: Während die Soziale Stadt-Projekte neben den baulich-investiven Maßnahmen vorwiegend auf die Verbesserung der Integration benachteiligter Bevölkerungsgruppen und von Menschen mit Migrationshintergrund sowie auf die Beteiligung und Mitwirkung fokussierten, konzentrierten sich die Stadtumbau-Maßnahmen auf investive Projekte zur Verbesserung des öffentlichen Raums, des Wohnumfeldes und auf die Anpassung der städtischen Infrastruktur. Diese Bündelung wird auch in der neuen Programmstruktur fortgeführt.

Lernerfahrungen

Das Beispiel Falkenhagener Feld zeigt, dass die bedarfsgerechte Modernisierung von Großwohnsiedlungen auch in stark wachsenden Großstädten wie Berlin mit einem hohen Aufwand verbunden ist und lange Durchführungszeiträume erfordert. Umso wichtiger sind strategische Planungen und eine kooperative Vorgehensweise aller Beteiligten.

Das Falkenhagener Feld zeigt aber auch, dass sich Entwicklungstrends gerade in Großstädten dynamisch vollziehen. Zu Beginn der Gesamtmaßnahme war das Gebiet noch von Schrumpfung und Überalterung betroffen. Ab 2010 kam es wieder zu einem starken Wachstum, welches u.a. aus innerstädtischen Verdrängungsprozessen und einem Generationenwechsel resultierte. Die Stadtumbauziele und Maßnahmen mussten dahingehend angepasst werden. Zudem wurde deutlich, dass eine heterogene Eigentümerstruktur die großflächige Sanierung der Wohnungsbestände bis heute erschwert. Vorerst bedarf es auch weiterhin einer Unterstützung durch die Städtebauförderung, um die Problemlagen einer Großwohnsiedlung weiter adressieren und auf neue Entwicklungen reagieren zu können.