Grünstadt - Stadtzentrum
Zusammenfassung
Innenstadt Grünstadt
Quelle: Christoph Haller
Die Innenstadt von Grünstadt war bereits Gegenstand der Städtebauförderung zu Zeiten der Flächensanierung in den 1970er Jahren. Zu Beginn der Fördermaßnahme im Zentrenprogramm gab es erneut erheblichen Sanierungsbedarf. In Grünstadt wird das Zentrenprogramm genutzt, um die erforderlichen Erneuerungsmaßnahmen mit einem breiten Beteiligungs- und Aktivierungsprozess zu verbinden. Es wird ein integrierter Ansatz verfolgt, um das Stadtzentrum zu einem attraktiven, nutzungsgemischten Quartier zu entwickeln. Der öffentliche Raum, wichtige zentralörtliche Einrichtungen und der erhaltenswerte Baubestand an Wohn- und Geschäftshäusern werden saniert. Die Maßnahmen werden im Zusammenhang betrachtet und sollen zu einer nachhaltigen Belebung der Innenstadt beitragen. An allen Maßnahmen wurden und werden Eigentümer, Geschäftsinhaber, Einwohner und Besucher intensiv beteiligt.
Kontext
Grünstadt liegt im Nordwesten des Landkreises Bad Dürkheim (zwischen Ludwigshafen und Kaiserslautern). Die Einwohnerzahl liegt bei rund 13.000 und ist seit 2005 leicht rückläufig. Grünstadt ist als Mittelzentrum ausgewiesen – die Verdichtungsräume Rhein-Main und Rhein-Neckar sind jeweils in circa 30 Minuten mit dem Auto erreichbar. In der Altstadt von Grünstadt ergänzen sich traditionell kleinstädtische Funktionen wie Wohnen, Arbeiten, Dienstleistung und Handel zu einer Stadt der kurzen Wege. Allerdings gibt es auch leerstehende Ladenlokale und bei stadtbildprägenden Gebäuden besteht Sanierungsbedarf.
Projektbeschreibung
Fußgängerzone nach der Umgestaltung
Quelle: Christoph Haller
Im Gegensatz zur ersten Sanierungsmaßnahme der 1970er und 1980er Jahre, bei der die Flächensanierung und der verkehrsgerechte Umbau der Innenstadt im Vordergrund standen, wird bei der Fördermaßnahme im Zentrenprogramm ein integrierter Ansatz verfolgt. Die Perspektiven für den innerstädtischen Einzelhandel sollen verbessert, die Innenstadt als Wohnstandort gestärkt und baukulturelle Werte erhalten werden. Weiterhin wird der öffentliche Raum aufgewertet und die Innenstadt als Standort vielfältiger zentralörtlicher Versorgungseinrichtungen weiterentwickelt, um das Zentrum zu beleben.
Aufbauend auf bereits bestehenden Planungen wurde nach der Programmaufnahme im Jahr 2008 sehr kurzfristig mit investiven Maßnahmen begonnen. Die gesamte Fußgängerzone und der angrenzende Luitpoldplatz wurden neu gestaltet und damit das wirtschaftliche und stadtstrukturelle Rückgrat der Innenstadt gestärkt. Zu den zentralen Schlüsselprojekten zählt auch der Carrières-sur-Seine-Platz, der zu einem zentralen Markplatz umgestaltet wurde. Hier findet nun regelmäßig der Wochenmarkt mit direkter Anbindung an die Fußgängerzone statt. Es ist gelungen, den nördlichen Abschnitt der Fußgängerzone zusätzlich zu stärken, in dem das Alte Rathaus aufgewertet wurde. Hier sind nun die Tourismus-Information und das Standesamt untergebracht. Mit der Sanierung der alten Lateinschule als Gemeinde- und Jugendzentrum und der Modernisierung der städtischen Festhalle im zentralen Weinstraßencenter wurden weitere wichtige publikumsintensive Einrichtungen erhalten und an aktuelle Nutzungserfordernisse angepasst. Eine weitere bedeutsame Maßnahme wird derzeit vorbereitet. Hierbei handelt es sich um die Schlossanlage Leininger Oberhof, die saniert und zu einem innerstädtischen Kulturzentrum umgebaut werden soll.
Es wurde ein Verfügungsfonds eingerichtet, mit dem jedes Jahr die vielfältigen Aktivitäten des örtlichen Einzelhändlerverbandes unterstützt werden. Zusammen mit einem im Jahr 2010 eingerichteten Citymanagement werden die Maßnahmen vorbereitet und begleitet.
Viele private Gebäudeeigentümer konnten mit Hilfe einer intensiven Bauberatung und finanziellen Zuschüssen für bauliche Maßnahmen motiviert werden, ihre Wohn- und Geschäftshäuser umfassend zu sanieren und zu modernisieren. Eine Förderung der Maßnahmen kann gemäß der von der Stadt beschlossenen Modernisierungsrichtlinie bis zu 40.000 Euro betragen und wird grundsätzlich als eine auf den Einzelfall bezogene Pauschale gewährt. Durch diese Modernisierungen wird das marktfähige Wohnungsangebot in Innenstadtlage verbessert. Auch werden Eigentümer von Leerstandsimmobilien beraten und dabei unterstützt, Zwischennutzungen einzurichten.
Alle Maßnahmen wurden in einem breiten Beteiligungsprozess mit Bürgern im Rahmen der Erarbeitung des integrierten Entwicklungskonzeptes vorbereitet. Zudem werden Einzelmaßnahmen durch projektbezogene Bürgerwerkstätten begleitet.
Handlungsfelder
- Wohnen und Leben in der Innenstadt
- Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung, Gewerbe, Handwerk
- Kultur, Freizeit und öffentliche Einrichtungen
- Öffentlicher Raum, Stadtgestalt, Ambiente, Grün- und Freiflächen
- Verkehr, Mobilität, Erreichbarkeit
Einzelmaßnahmen
- Funktionale und gestalterische Aufwertung der öffentlichen Straßen- und Platzräume (insbesondere der Fußgängerzone)
- Neuordnung/Neugestaltung des Luitpoldplatzes als zentraler Innenstadtparkplatz/Festplatz
- Erweiterung und Neugestaltung eines zentralen Markplatzes für den neu eingerichteten Wochenmarkt (Carrières-sur-Seine-Platz)
- Sanierung/Modernisierung Alte Lateinschule als Zentrum für Jugend- und Gemeindearbeit und Veranstaltungen
- Sanierung/Modernisierung Schlossanlage Leininger Oberhof als Kulturzentrum für Stadtbibliothek, Musikschule, kulturtreibende Vereine, Ausstellungen, Konzerte
- Modernisierung der Stadthalle im Weinstraßencenter
- Einrichtung eines Citymanagements
- Einrichtung eines Verfügungsfonds mit jährlichem Maßnahmenplan
- Quartiersbezogene Einwohner- und Eigentümerversammlungen/Öffentlichkeitsarbeit/Bauherrenberatung
- Sanierung/Modernisierung von mehr als 30 Wohn- und Geschäftshäusern
- Gestaltungshandbuch für Bauvorhaben und Gebäude im Stadtkern
- Verbesserung der Barrierefreiheit
Finanzierung
- Bund-Länder-Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren"
Projektumsetzung
Jahr | Umsetzungsschritt |
---|---|
2008 | Aufnahme in das Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" |
2009 | Erarbeitung eines Rahmenzielkonzeptes / Förmliche Festlegung als Sanierungsgebiet gemäß § 142 BauGB / Beschluss der kommunalen Modernisierungsrichtlinie / Beginn der Förderung privater Modernisierungsmaßnahmen / Neugestaltung Fußgängerzone und Luitpoldplatz |
2010 | Arbeitsgruppen zur Bürgerbeteiligung (insgesamt elf Veranstaltungen) / Einrichtung Citymanagement |
2011 | Beschluss des integrierten Entwicklungskonzeptes durch den Stadtrat / Beschluss der Förderrichtlinie zum Verfügungsfonds / Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung des Marktplatzes |
2013 | Neugestaltung Marktplatz / Eröffnung neuer Wochenmarkt |
2015 | Abschluss Modernisierung Alte Lateinschule |
2016 | Abschluss Neugestaltung der städtischen Veranstaltungsräume im Weinstraßencenter / Bürgerplanungswerkstatt Jean-Mann-Parkplatz |
2017 | Bürgerbeteiligung im Rahmen einer Studienprojektarbeit der TU Kaiserslautern im Fördergebiet |
Besonderheiten
Tourismus-Information und Standesamt im sanierten Rathaus
Quelle: Stadt Grünstadt
Grünstadt wurde im Jahr 2008 als eine der ersten Städte in Rheinland-Pfalz in das Zentrenprogramm aufgenommen. Frühzeitig erfolgte ein intensiver Beteiligungsprozess mit zahlreichen Bürgerversammlungen und Arbeitsgruppen. Weiterhin wurden alle Bewohner des Sanierungsgebietes hinsichtlich der Probleme, Wünsche und Ideen für die zukünftige Entwicklung des Stadtzentrums befragt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse mündeten in ein Leitbild für die zukünftige Entwicklung der Innenstadt und ein umfassendes integriertes Entwicklungskonzept.
Im Rahmen des Schulunterrichtes im Leistungskurs Geografie des örtlichen Gymnasiums wurde das Thema Stadtsanierung am Beispiel Grünstadt behandelt. Unterstützt von Mitarbeitern der Stadtverwaltung wurden in einer gemeinsamen Ortsbegehung die Vorgehensweise und bereits realisierte Projekte zur Entwicklung des Stadtzentrums veranschaulicht. Vorgesehen ist, das Thema unter dem Aspekt "Stadtentwicklung aus der Perspektive von Jugendlichen" im Rahmen einer Projektarbeit weiter zu vertiefen.
Im Rahmen einer in Kooperation mit der Universität Kaiserslautern durchgeführten Studienprojektarbeit haben sich studentische Arbeitsgruppen mit verschiedenen Einzelthemen in Fördergebiet befasst. Hierzu gehörten die Themen Leerstandsstrategie, Baulückenstrategie, Kulturstandortstrategie, Bahnhof als Innenstadteingang, Funktion und Gestaltung verschiedener öffentlicher Plätze, Nutzungskonzept Jean-Mann-Gelände. Hierbei wurden ebenfalls Bevölkerungs-/Anliegerbeteiligungen durchgeführt.
Lernerfahrungen
Die konsequente aktivierende Einbeziehung der Bevölkerung zahlt sich bereits im Sanierungsprozess aus: Zahlreiche private Eigentümer nutzen die Sanierungsberatung und haben ihre Gebäude saniert, um- oder ausgebaut. Durch die dynamische Gestaltung des Planungsprozesses können private Initiativen aufgegriffen und berücksichtigt werden, so dass eine Innenstadtentwicklung vorangetrieben wird, in der sich private und öffentliche Maßnahmen ergänzen. Mit der Einbeziehung Jugendlicher wurde der Kreis der beteiligten Akteure erweitert.