LenneSchiene
Zusammenfassung
Lenneufer in Iserlohn-Letmathe vor dem Umbau
Quelle: Plan und Praxis, Berlin
Innerhalb des nordrhein-westfälischen Strukturförderprogramms REGIONALE 2013 "Südwestfalen" nimmt das Projekt der "LenneSchiene", das sich auf 85 Kilometer Länge erstreckt, eine besondere Stellung ein. Entlang der Lenne, der B 236 und der Ruhr-Sieg-Strecke liegen wie an einer Perlenkette aufgereiht acht Kommunen aus drei Kreisen in Südwestfalen. Die Kooperation verfolgt mit dem Projekt "LenneSchiene" die Strategie, die Lenne wieder als Fluss erlebbar zu machen und städtebaulich näher in die Städte und Gemeinden am Fluss zu holen sowie die Verkehrsbelastungen zu reduzieren. Die Region soll damit an Attraktivität für Bewohnerinnen und Bewohner und Gäste gewinnen. Im Rahmen der REGIONALE 2013 bündelt die Kooperation verschiedene Förderansätze, um diese Aufgabe zu bewältigen. Im Programm "Kleinere Städte und Gemeinden" werden Maßnahmen in fünf Fördergebieten umgesetzt.
Kontext
Die acht Kommunen im Lennetal haben sich 2010 zu einer interkommunalen Kooperation zusammengeschlossen, um die "LenneSchiene" wieder zu einer lebendigen Achse werden zu lassen. Demografischer und struktureller Wandel haben in der Region ihre Spuren hinterlassen. Der Hochsauerlandkreis rechnet mit 12,9 Prozent Bevölkerungsverlust bis 2030, der Landkreis Olpe mit - 8,4 Prozent und der Märkische Kreis mit - 14 Prozent. Die städtebaulichen Probleme bestehen in sanierungsbedürftigen Bahnhöfen und deren Umfeld und Bahnbrachen entlang der Ruhr-Sieg-Bahnstrecke sowie dem fehlenden städtebaulichen Bezug zum Fluss Lenne.
Aufbauend auf einem Gesamtkonzept wurde in Zusammenarbeit von Planern und Vertretern der Kommunen eine Projektstruktur für die "LenneSchiene" erarbeitet. Hierdurch soll ein durchgehendes "Band" im Lenneraum entstehen, das den Gesamtraum verbindet. Dieses integrierende Raumgerüst basiert auf den raumprägenden Elementen des Flusses, des Radweges der "Lenneroute" und der Bahnlinie mit ihren Bahnhöfen. Diese Elemente sollen auf verschiedenen Ebenen von der Landschaftsentwicklung und dem Städtebau über den Ausbau der Infrastruktur bis zum Tourismus Ausgangspunkt und Ziel von Projekten und Planungen sein.
Projektbeschreibung
Finnentrop: Bahnbrache vor der Umgestaltung zum Lennepark
Quelle: Plan und Praxis, Berlin
Die Kooperation der acht Kommunen hat es sich zum Ziel gesetzt, das Profil des Lennetals zu stärken, um sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für Besucher und Touristen neue Anziehungskraft zu erzeugen. Umgesetzt werden soll dieses Ziel durch miteinander vernetzte Teilprojekte, die in der Summe zum Gelingen des Gesamtentwicklungsprozesses beitragen sollen. Die ersten Ideen der acht Kommunen Schmallenberg, Lennestadt, Finnentrop, Plettenberg, Werdohl, Altena, Nachrodt-Wiblingwerde und Iserlohn wurden in gemeinsamen Lenkungsgruppensitzungen und einer Projektwerkstatt vertieft und zu einem Rahmenkonzept weiter entwickelt. Es baut auf den Stärken des Raums auf und versucht, einen inhaltlichen Rahmen für die weitere Entwicklung zu finden. Übergeordnete Ziele der Projekte sind zudem die Zentrenstärkung und Innenstadtentwicklung sowie die Verbesserung der Freizeit- und Tourismusinfrastruktur.
Die Projektfamilien und Einzelprojekte der "LenneSchiene" im Programm "Kleinere Städte und Gemeinden" sind in bestehende Planungen und Prozesse integriert. Dies sind beispielsweise die Modernisierungsoffensive der Deutschen Bahn, Projekte im Städtebauförderungsprogramm Stadtumbau West, der Gewässerumbau nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie und auch laufende Projekte der Regionale 2013 wie zum Beispiel "Wasser-Eisen-Land" (Ceciliaschacht, Lennestadt-Meggen) oder "Energie-Pfad" (Lenneroute).
zukünftiger Breddeufer Platz in Plettenberg
Quelle: Plan und Praxis, Berlin
Das Rahmenkonzept wird zum einen durch kurzfristig umsetzbare, öffentlichkeitswirksame Projekte umgesetzt und zum anderen durch mittel- und langfristige Strategien für die Stärkung der Regionalentwicklung und des Regionalbewusstseins. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt durch eine inhaltliche Erörterung in der Lenkungsgruppe, Wettbewerbe, Werkstattverfahren und Workshops. Bis heute wurden in sieben der acht Städte entsprechende Verfahren durchgeführt, die Ausführungsplanungen sind in Arbeit oder schon fertiggestellt, der Baubeginn ist bei einigen Projekten schon erfolgt oder steht kurzfristig an.
Handlungsfelder
- Überörtliche Zusammenarbeit / Kooperationen
- Innenentwicklung / Flächenmanagement
- Soziale Netzwerke / regionale Identität / Gemeinschaftsleben
- Sanierung und Erhalt historischer Bausubstanz
- Wirtschaft / Tourismus
- Öffentlicher Raum
- Beteiligung / Mitwirkung
Einzelmaßnahmen
Iserlohn-Letmathe:
- Städtebaulicher Wettbewerb / Werkstattverfahren für die Lennepromenade, Lenneterrassen und die Anbindung des Bahnhofs an die Innenstadt und dessen Umsetzung (2012/2013)
- Umbau des Bahnhofsumfeldes und Stärkung der Achse Bahnhof Lennebrücke, Lennepromenade und Zentrum Letmathe (2014)
Nachrodt-Wiblingwerde:
- Rahmenplanung zur Sanierung des Ortskerns (Beginn 2012)
- Neuordnung des Gebäudeumfeldes Rastatt, Verbindung zur Lenneterasse, Aufwertung des öffentlichen Raumes und der vorhandenen Grünflächen (Beginn 2012)
- Klaras Höhe: Verbesserung der wegemäßigen Anbindung, Absturzsicherung, Plattform (2011-2013)
Plettenberg / Lennepromenade Bredde:
- Breddeufer Platz: Schaffung einer größeren urbanen Fläche am Fluss für Bewohner und Nutzer der Lenneroute (2014)
- Parkgestaltung entlang des Lenneufers mit Schaffung von Rastplätzen und einer Kanuanlegestelle (2012/2013)
Finnentrop:
- Lennepark Finnentrop: Umgestaltung der Bahnbrache zum Lennepark, Durchführung eines Wettbewerbs (2012) und Umsetzung von Maßnahmen (2013)
- Denkmalgerechte Sanierung und Inwertsetzung der Stellwerke Süd und Nord und des Reiterstellwerks als industrielle Denkmale, Ergänzung einer Radweg-Querung über das Lennewehr (2013)
- Städtebauliche Aufwertung des Bahnhofsumfeldes (2014)
- Neubau eines Veranstaltungsgebäudes als Bürgertreffpunkt, kulturelle Veranstaltungen, Empfänge etc. (2016)
- Vertikale Gärten Finnentrop: Schaffung einer Verbindungsachse zwischen der Tallage und dem Zentrum auf dem Berg (2016)
Lennestadt-Meggen:
- Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und Umgestaltung des öffentlichen Raumes und der Plätze im Ortskern Lennestadt-Meggen inklusive Planungswerkstatt (Beginn 2012)
Lennestadt-Altenhundem:
- Neugestaltung und Umbau des Marktplatzes, Neugestaltung und Aufwertung der Passagen (2010-2013)
- Umbau des Platzes "In den Höfen" von reiner Verkehrs- und Parkfläche zum qualitätvollen Aufenthaltsbereich (ab 2012)
- Lennebalkon: Zugang zur Lenne und Bau eines Aussichts- und Rastplatzes (2013)
Schmallenberg:
- Umgestaltung und Erneuerung von Freiflächen, Hanglagen, Uferbereich, Ausbau von Fußwegen und Schaffung von Sitzgelegenheiten und Grünflächen, Installation von Kunstobjekten und Erschließungsmaßnahmen (2012/2013)
Finanzierung
- Städtebauförderungsprogramm "Kleinere Städte und Gemeinden"
- Städtebauförderungsprogramm Stadtumbau West
- Kommunaler Radwegebau, StraßenNRW Radwegebau
- Gewässerumbau nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie
- Modernisierungsoffensive der Deutschen Bahn
Projektumsetzung
Jahr | Umsetzungsschritt |
---|---|
2009 | Analyse des Planungsraumes mit Erarbeitung des gemeinsamen Potenzials (=Projektfamilien) in interkommunaler Lenkungsgruppe unter Beteiligung der Bürgermeister |
2010 | Aufnahme des REGIONALE 2013 Projektes "Lenneschiene" in das Städtebauförderprogramm "Kleinere Städte und Gemeinden" |
2011/12 | Erarbeitung eines gemeinsamen Handlungskonzeptes, Ausschreibung erster Wettbewerbe, Beginn der ersten Maßnahmen |
2012 | Aufnahme von fünf Sanierungsgebieten in der interkommunalen Kooperation in das Programm "Kleinere Städte und Gemeinden" |
Besonderheiten
Eine Besonderheit des Projektes "LenneSchiene" besteht in der effizienten Steuerung des Projektes durch schlanke Planungs- und Entscheidungsstrukturen. Eine zentrale Lenkungsgruppe plant und koordiniert die Umsetzung. Sie besteht aus den Stadtplanern der acht beteiligten Kommunen, die von ihren Bürgermeistern mit den erforderlichen Kompetenzen ausgestattet wurden, einem Vertreter der Südwestfalen Agentur und den beauftragten Planungsbüros. Arbeitsgruppen zu Spezialthemen wurden gebildet und bei Bedarf kommunale bzw. externe Fachleute hinzugezogen. Die Lenkungsgruppe tagt mindestens einmal monatlich. Entscheidungen trifft das Bürgermeistergremium, das zwei- bis dreimal im Jahr zusammen kommt. Ein- bis zweimal pro Jahr findet eine gemeinsame Ratssitzung aller acht Kommunen als Beschlussgremium statt.
Die gegenseitige Unterstützung der Kommunen über die Kreisgrenzen hinweg stellt eine besondere Herausforderung dieses Projektes dar und erweist sich in der Umsetzung von Maßnahmen als erfolgreich.
Lernerfahrungen
Die gemeinsame Arbeit am Projekt, das Von-und-miteinander-Lernen und die damit erreichte Durchsetzungskraft nennen die am Prozess Beteiligten als effizient für die Entwicklung der LenneSchiene-Kommunen. Dies wird als Ansporn für weitere interkommunale Lösungen betrachtet.
Parallel zu der inhaltlichen Arbeit hat sich ein regionaler Annäherungsprozess vollzogen. Die kontinuierliche Arbeit in der Lenkungsgruppe der "LenneSchiene" hat die Wahrnehmung von gemeinsamen Stärken und Schwächen verbessert und darüber hinaus die Augen für die Potenziale einer regionalen Entwicklung geöffnet. Über die laufenden Informationen der Bürgermeister sowie der Räte und betroffenen Ausschüsse sind die Ergebnisse des Projekts weiter in die Entscheiderebene vermittelt worden. Höhepunkt der regionalen Entwicklung war eine gemeinsame Ratssitzung mit circa 200 Vertreterinnen und Vertretern der acht Kommunen in Finnentrop im Juli 2010. Einer breiten Öffentlichkeit wurde das Projekt im selben Jahr auf dem Südwestfalen-Tag in Schmallenberg mit einem Infopavillon und einer öffentlichkeitswirksamen Aktion, dem lebenden Lennezug, vermittelt und ist seitdem jährlich Bestandteil des Südwestfalentags.